
Kann der Luftdruck unsere Gesundheit beeinflussen?
Kurz gesagt: Ja, das kann er.
Unser Körper besteht aus Flüssigkeiten und Gasen. Wenn der Luftdruck steigt oder fällt, verändert sich auch der Druck, der auf unseren Körper ausgeübt wird. Niedriger Luftdruck verursacht einen Druckunterschied zwischen der Luft um uns herum und der Luft in unserem Körper. Das kann zu Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, Schlafstörungen und anderen biochemischen Veränderungen führen. Der Luftdruck kann somit unsere Gesundheit, Physiologie, unser Wohlbefinden und Verhalten beeinflussen.
Bei Pflanzen kann hypobarer Stress (niedriger Luftdruck) sogar Genexpressionsprofile verändern. Ob dies auch beim Menschen der Fall ist, ist bislang unklar, doch zeigt es, dass biologische Systeme selbst auf kleine Änderungen des Luftdrucks messbar reagieren.
Der atmosphärische Druck ist nicht das einzige Wetterphänomen, das unseren Körper beeinflusst. Studien legen nahe, dass ein Blitzschlag in der Nähe das Risiko für Kopfschmerzen oder Migräne um bis zu 30% erhöht.
Der barometrische Druck ist ein Maß für den Luftdruck, also das Gewicht der Atmosphäre über dem Boden. Ein Barometer wird verwendet, um diesen Druck zu messen; er wird in Einheiten von Quecksilber angegeben. Auf Meereshöhe beträgt der Luftdruck 760 Millimeter Quecksilbersäule. Ein Barometer misst den Druck der Atmosphäre im Verhältnis zum Bodenniveau, weshalb dieser in unterschiedlichen Höhen variiert.
Hoher Luftdruck drückt die Atmosphäre nach unten zur Erdoberfläche, wodurch die Bewölkung abnimmt und klare, trockene Wetterbedingungen entstehen. Niedriger Luftdruck tritt auf, wenn der Boden warm ist, wodurch die Luft an der Oberfläche erwärmt und zum Aufsteigen gebracht wird. Während die Luft aufsteigt, dehnt sie sich aus und kühlt dabei ab. Wärmere Luft kann mehr Wasserdampf halten als kühlere Luft. Sinkt die Lufttemperatur, kondensiert der Wasserdampf, was zu Regen oder Sturm führt.
Steigt oder fällt der Luftdruck, ändert sich entsprechend auch der Druck auf deinen Körper und in deinen Nasennebenhöhlen. Eine herannahende Tiefdruckfront kann Gewebe anschwellen lassen. Manche Menschen reagieren empfindlicher auf Druckschwankungen als andere. Ältere Menschen und Personen mit chronischem Stress gelten als besonders sensibel.
Unser Kopf enthält mit Luft gefüllte Nebenhöhlen, deren Druck normalerweise dem Umgebungsdruck entspricht. Plötzliche Änderungen des Luftdrucks verursachen jedoch einen Unterschied zwischen Außenluft und der Luft in den Nebenhöhlen. Das kann Kopfschmerzen und sogar Migräne auslösen.
Gelenke und Nerven
Wusstest du, dass Menschen mit Arthritis (Gelenkschmerz) und Neuropathie (Nervenschmerz) negative Effekte spüren können, wenn der Luftdruck sinkt? Die Theorie besagt, dass Druckverschiebungen Kontraktionen von Sehnen, Muskeln, Nerven und Narbengewebe auslösen können, die Schmerzen fördern.
Zusammen mit niedrigen Temperaturen kann zudem die Flüssigkeit in den Gelenksäcken zähflüssiger werden. So können Menschen mit Arthritis mehr Steifheit und Bewegungseinschränkungen erfahren. Schlechtes Wetter hält Menschen außerdem eher im Haus, was zu weniger Bewegung führt; unbewegte Gelenke schmerzen und versteifen mehr. Diese wetterbedingten Schmerzen in Gelenken und Nerven sind als Meteoropathie bekannt.
Herz
Und das Herz? Sinkt der barometrische Druck, verengen sich die Blutgefäße, sodass mehr Druck nötig ist, um das Blut durch kleine Venen und Arterien zu pressen, der Blutdruck steigt. Blutdruck kann auch durch niedrige Temperaturen oder plötzliche Wetterwechsel, etwa während eines Sturms, ansteigen.
Niedriger Luftdruck „verdickt“ zudem das Blut. Mit anderen Worten: Wenn es kalt wird, steigt der Blutdruck und das Blut wird viskoser. Diese Kombination könnte mit ein Grund sein, warum Herzinfarkte im Winter fast doppelt so häufig sind wie im Sommer!
Dickeres Blut kann auch dazu führen, dass der Blutzuckerspiegel sinkt, was Migräne, Schwindel und Müdigkeit verursachen kann. Dafür gibt es einen medizinischen Begriff: „Niedrigluftdruck-Müdigkeit“ (low barometric pressure fatigue). Er beschreibt das Phänomen eines niedrigen Blutzuckerspiegels infolge von Wetterveränderungen, meist bei niedrigem Luftdruck.
Schlaf
Man könnte meinen, eine gute Nachtruhe lindere alle Gesundheitsprobleme. Das stimmt jedoch nicht immer. Wetterwechsel beeinflussen auch den Schlaf. Kühler Luftzug kann zwar beim Schlafen helfen, aber ein durch Tiefdruck ausgelöstes Gewitter kann das Gegenteil bewirken. Donner, Blitz und schlechtes Wetter können Angst erhöhen und den Schlaf durch laute Geräusche und grelle Lichtblitze stören. Außerdem kann niedriger Luftdruck die Symptome einer obstruktiven Schlafapnoe verschlimmern, einer Störung mit erschwerter Atmung im Schlaf.
Insekten
Insekten verändern ihr Paarungsverhalten, wenn der Luftdruck sinkt, was oft Regen ankündigt, oder sie reagieren auf starken Wind, wenn der Luftdruck steigt. Kürzlich wurde entdeckt, dass männliche Käfer an Tagen mit fallendem Luftdruck weniger geneigt sind, auf weibliche Pheromone zu reagieren, die normalerweise das Paarungsverhalten steuern. Diese Erkenntnisse überraschten die Forscher, die seit Jahren Insekten studieren, jedoch nicht. Joop van Lanteren, Entomologe an der Universität Wageningen und dem zugehörigen Forschungszentrum, setzt Experimente mit lebenden Insekten für einige Tage aus, wenn das Wetter schlecht ist, da sich die Insekten dann anders als gewöhnlich verhalten.
Atmosphärischer Druck ist ein abiotischer Faktor
Abiotische Faktoren sind unbelebte Bestandteile der Umwelt, die oft großen Einfluss auf Lebewesen haben. Dazu zählen Wasser, Sonnenlicht, Sauerstoff, Boden und Temperatur.
Biotische Faktoren sind alle lebenden Elemente eines Ökosystems, wie Pflanzen und Tiere. Diese stehen auf vielfältige Weise in Wechselwirkung. Biotische Faktoren und ihre Interaktionen werden meist in drei Gruppen eingeteilt: Produzenten, Konsumenten und Destruenten.
Abschließend lässt sich sagen, dass niedriger Luftdruck in Kombination mit niedriger Temperatur, wenig Sonnenlicht, plötzlichen Wetterveränderungen und anderen abiotischen Faktoren den Körper auf verschiedene Weise beeinflussen kann, mit Folgen, die von verstärkten Gelenk- und Kopfschmerzen bis hin zu erhöhtem Blutdruck und Schlafproblemen reichen. Wenn du dich also nicht wohlfühlst, bedenke, dass auch eine natürliche Kraft die Ursache sein könnte. Lehne dich, nachdem du diesen Blog gelesen hast, einmal zurück und überlege, wie und in welchem Maße die Natur uns beeinflusst, und versuche, so gut wie möglich auf das Wetter und die kommenden Jahreszeiten vorbereitet zu sein. Studien und Experimente an Säugetieren sollten vielleicht stärker auf abiotische Faktoren wie Luftdruck und Temperatur achten, so wie es in der Insektenforschung bereits geschieht.

