
Die ideale Darmflora gibt es nicht
Wir Menschen haben eine Abneigung gegen Bakterien, wir sind sie lieber los, als dass wir sie willkommen heißen. Dein Darm hingegen empfängt sie mit offenen Armen. Hier gilt: Je vielfältiger die Bakterien, desto besser für deine Gesundheit. Es wird intensiv erforscht, welchen Einfluss diese Bakterien auf den Rest deines Körpers haben. Mit einer gesunden Darmflora funktioniert dein Immunsystem zum Beispiel besser, was laut neuesten Studien sogar zu einem gesünderen Altern beitragen kann.
Auf der Suche nach dem perfekten Mikrobiom
Im Jahr 2001 prägte der Nobelpreisträger Joshua Lederberg den Begriff „Mikrobiom“, um die Milliarden von Mikroorganismen in unserem Körper zu beschreiben. Andere Begriffe, die du vielleicht schon gehört hast, sind Mikrobiotika oder Mikroflora; die Gesamtheit der Bakterien im Darm nennen wir Darmflora. Alles, was wir aufnehmen, von Nahrung bis zu Medikamenten, kann unser persönliches Mikrobiom formen und beeinflussen. Dies kann weitreichende Folgen haben. Die Suche nach einem gesunden Mikrobiom hat dazu geführt, dass der Probiotikamarkt enorm gewachsen ist und zahlreiche Mikrobiom-Diätbücher in den Regalen stehen.
Experimentieren mit einem Do-it-yourself-Stuhlimplantat
Eine sehr interessante Entwicklung in der Forschung zu Darmbakterien ist die Stuhltransplantation. Gesunde Menschen haben eine ausgewogene Zusammensetzung nützlicher Bakterien in ihrem Darm. Durch die Spende ihres gesunden Stuhls können sie dazu beitragen, die Darmflora von Menschen mit Darmproblemen zu verbessern. Diese noch experimentelle Methode wird normalerweise im Krankenhaus unter medizinischer Aufsicht durchgeführt, doch es gibt auch Berichte von Menschen, die dies zu Hause selbst ausprobiert haben.
So hat der Archäologe und Autor Jeff Leach sich selbst ein Stuhlimplantat von einem Mitglied des Hadza-Stammes in Tansania verabreicht. Seiner Meinung nach ist das westliche Mikrobiom durch schlechte Ernährung, Lebensstilfaktoren, Umweltverschmutzung und übermäßige Hygiene stark beeinträchtigt. Die Hadza hingegen leben als Jäger und Sammler und verfügen daher über ein gesünderes Mikrobiom. Eine Studie aus dem Jahr 2014 zeigte, dass ihr Mikrobiom reicher und vielfältiger war als das der italienischen Studienteilnehmer. Wir Menschen mögen Bakterien verabscheuen, doch dein Darm heißt sie willkommen – je vielfältiger, desto besser für deine Gesundheit.
Jedes Mikrobiom ist einzigartig
Ein „normales“ Mikrobiom gibt es nicht, da dieses Ökosystem sehr komplex ist und sich ständig verändert. Es geht nicht nur darum, viele verschiedene Bakterien zu haben, auch ihr Standort ist entscheidend. Ein Bakterium kann an einem Ort nützlich sein, während es an einem anderen schädlich wirkt. Jedes Mikrobiom ist einzigartig, daher gibt es keine Einheitslösung für Probleme in diesem Bereich. Klar ist jedoch: Antibiotika und Rauchen wirken sich negativ auf dein Mikrobiom aus. Eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung hingegen fördern ein glückliches Mikrobiom. Und wenn du deinen Bakterienfreunden etwas Besonderes gönnen möchtest, kannst du ihnen mit guten Supplementen wie Probiotika und Präbiotika einen zusätzlichen Schub geben.

