Schnell und einfach abnehmen

Der Preis des Fortschritts
Der Mensch ist in kurzer Zeit so gut darin geworden, seine Umgebung zu kontrollieren, dass wir schon seit Jahrzehnten keine echten Winter mehr haben. Nicht durch die Erderwärmung, oder das Ausbleiben von Schnee und Eis, sondern durch einen Mangel an körperlicher Bloßstellung an Kälte, einen sogenannten metabolen Winter. Es ist überdeutlich, dass wir eine Diskrepanz zwischen unserer Biologie und den Jahreszeiten geschaffen haben. Es ist nämlich immer warm und kalorienreiches Essen steht das ganze Jahr über zur Verfügung. Die Bloßstellung an Kälte und Perioden mit weniger Essen kommen nicht mehr vor, keine echten Winter also. Die totale Kontrolle der Umgebung war ein großer Meilenstein der Menschheit, genauso wie zum Beispiel die agrarische Revolution. Beide haben uns viel gegeben in Form von Fortschritt, aber genau wie andere Entwicklungen sind auch sie nicht ohne Konsequenzen. Ein deutliches und sichtbares Beispiel hierfür ist Übergewicht.Weniger essen, mehr bewegen?
Im Kampf gegen Übergewicht ruft man schon seit Jahren die simple Formel „weniger essen, mehr bewegen“, aber das scheint nicht ausreichend zu sein, denn die Obesitas-Epidemie breitet sich immer weiter aus. Eine logische Frage ist dann auch, stimmt die „weniger essen, mehr bewegen“ - Empfehlung überhaupt oder gibt noch es einige Unbekannte in dieser Gleichung? Es ist natürlich logisch, dass verkehrt Essen nie helfen wird bei Versuchen Gewicht zu verlieren, aber die Verwendung von Kalorien als Messeinheit hierzu ist eigentlich unlogisch. Kalorien zählen funktioniert nämlich auf lange Sicht bei den allermeisten Menschen die auf Diät sind nicht. Nach 3-5 Jahren ist ein großer Teil der Diät haltenden nämlich wieder da, wo sie angefangen haben. Die Kalorien, die der Körper verbrennt sind nicht unbedingt die gleichen die der Körper aufnimmt aus Nahrung und die Wissenschaft von Energie-Balance und Gewichtsverlust ist viel komplexer als „energy in = energy out“. In naher Zukunft werden wir hierüber wahrscheinlich noch einen extra Blog schreiben. Zusätzlich zeigt sich inzwischen, dass traditionelle Jäger und Sammler sich täglich etwa gleich viel bewogen wie wir das jetzt tun. Unser heutiger täglicher Energieverbrauch stimmt zudem auch noch mit dem anderer wilder Säugetiere überein. Es ist daher deutlich, dass die derzeitige Empfehlung noch weit davon entfernt ist, vollständig zu sein, sonst wären diese Erkenntnisse sehr seltsam.Der Winter, der nie mehr kommt
Ein Blick in die Natur bringt einen schnell zu neuen Ansichten, die die toten Winkel oder sogenannten blinden Flecken ausfüllen können. Durch Observation stellt man schnell fest, dass der moderne Mensch als Säugetier in seinem Tun und Lassen von anderen Säugetieren abweicht. Wilde Tiere machen keinen Sport (Bewegung), um überschüssige Energie zu verbrennen, sie sind der saisonalen Verfügbarkeit von Essen unterworfen und an Kälte bloßgestellt. Das letzte könnte womöglich einer der großen blinden Flecken sein. In unserer Evolution von etwa 7 Millionen Jahren hat die Kälte unseren Körper beeinflusst und geformt. Es sind Gene und physiologische Anpassungen entstanden, die uns helfen den Winter zu überleben, weil wir beherrscht wurden durch zwei saisonale Herausforderungen, weniger Nahrung und (milden) Kältestress. Diese Gene und Anpassungen beeinflussen unter anderem die Körperzusammensetzung, aber sie müssen wohl „angeschaltet“ werden. Vielleicht ist unser Problem als Mensch, dass es nie mehr Winter ist! Wenn wir die Zeitleiste der Evolution in Abständen ausdrücken würden, dann wäre nur die letzten 2,28 cm von 1,6 km (!) das Stück, in dem wir beide saisonalen Herausforderungen überwunden haben. Es scheint so zu sein, dass konstante Wärme und ein konstanter Zustand von genug Nahrungsangebot dem Menschen und seinen Haustieren nicht gut tut.Braunes Fettgewebe, eine spezielle Sorte Fett
Die Wiedereinführung von (mildem) Kältestress im täglichen leben, ob mit einer angepassten saisonalen Ernährung oder nicht, ist dann auch ein effektives Mittel. Nicht nur im Kampf gegen Übergewicht, sondern auch als allgemeine Gesundheitsintervention. Unter anderem der exzentrische Niederländer Wim Hof hat letzteres vor nicht allzu langer Zeit in Zusammenarbeit mit der Radboud Universität in Nijmegen bewiesen. Wissenschaftliche Erforschungen zum Einfluss von Kälte auf unseren Körper finden allerdings schon seit Jahrzehnten statt und die Effekte sind pleiotropisch. Auch jetzt zeigt Mutter Natur wieder einmal, dass Biologie nie simpel ist. In diesem Artikel richten wir uns darum nur auf den Übergewichtsaspekt von Kälte. Ein großer Teil der Effekte von Kälte auf die Körperzusammenstellung hängt mit der Stimulation der Herstellung einer speziellen Sorte Fett zusammen – braunem Fett, oder auch dem braunen Fettgewebe. Das Interesse an diesem Fettgewebe steigt stark, weil es ein wichtiges Mittel im Kampf gegen Übergewicht und anderer metaboler Abweichungen ist. Braunes Fett ist so speziell, weil es verglichen mit dem normalen weißen Fett eine enorme Anzahl an Mitochondrien enthält. Hierdurch verbrennt es Energie, mit dem Ziel den Körper warm zu halten – Thermogenese. Es ist sogar so effektiv, dass kleine Babys sich darauf verlassen können, dass es sie warm hält und Tiere mit viel braunem Fett scheinen nicht anfällig zu sein für Übergewicht. Auch erwachsene Menschen haben dieses kalorienverbrennende braune Fett.Braunes Fett befindet sich über dem Brustkorb an der Vorder- und Hinterseite. Als Schutz von vitalen Organen im Winter produziert braunes Fett Wärme um so die Kerntemperatur stabil zu halten. In Babys und Tieren, die Winterschlaf halten, ist braunes Fett weiter verbreitet, weil ihre Nachfrage nach Wärme größer ist. Erst vor 5 Jahren kamen Forscher dahinter, dass erwachsene Menschen auch braunes Fett haben. Mehr braunes Fett bedeutet also ein schlanker Körper. Im Gegensatz zum „schlechten“ weißen Fett, dass die meisten Menschen probieren, im Fitnessstudio weg zu kriegen, sitzt braunes Fett voll mit Mitochondrien, den energieverbrennenden Kraftzentralen einer Zelle. Durch die enorme Menge Mitochondrien ist die Farbe des Fetts braun. Menschen mit mehr braunem Fett sind schlanker und haben niedrigere Blutzuckerspiegel. |