Die Evolution von Schlaf: 700 Millionen Jahre Melatonin

Melatonin ist Uhr und Kalender zugleich
Weil Melatonin so früh in der Evolution vorkommt ist es, genau wie DHA, also eigentlich auf die tiefst-mögliche Weise mit unserem Leben verwoben und darum ein sehr wichtiger körpereigener Stoff. Und das alles für ein Molekül das anfangs Abfallstoff von Augenzellen entstand. Mit der Zeit wurde es zu einem Signal von Nacht geformt, weil es sich nachts in den Zellen anreicherte. Mit immer komplexer werdenden Lebensformen auf der Erde nahm auch der Bedarf nach mehr Melatonin zu. Aus diesem Bedarf entstand die Epiphyse. Eine Struktur, die unabhängig steht von den Augen, um Serotonin und andere giftige Stoffe, die gebraucht werden um Melatonin zu erstellen und fernzuhalten vom sensiblen Augengewebe. Schritt für Schritt wird Klarheit geschaffen zum evolutionären Ursprung der Hauptfunktionen in unserem Gehirn. Das Faszinierende ist, dass viele dieser fundamentalen Entdeckungen gemacht werden indem man Lebensformen observiert, die im Meer vorkommen. Das ist allerdings auch gar nicht komisch, weil das Leben in den Ozeanen und Meeren auf der Erde seit den zarten Anfängen dominierte. Melatonin ist also eines der ältesten biologisch aktiven Moleküle der Erde und, wie bereits gesagt, sehr tief verwoben mit der Funktion unseres Körpers. Nicht nur Menschen und Tiere produzieren Melatonin, sogar Bakterien und Pflanzen benutzen dieses mysteriöse Neurohormon. Als „Hormon der Nacht“ verändern sich die Melatonin-Konzentrationen übrigens nicht nur in einem 24-Stunden Zyklus mit der Funktion einer Tag und Nacht Uhr. Es ist auch bekannt, dass Melatonin-Konzentrationen auf Basis von Monats- und Saisonszyklen wechseln. Melatonin ist also nicht nur eine Uhr für den Körper, sondern auch ein Kalender. So weiß der Körper zum Beispiel an der Hand der Melatonin-Konzentrationen wann Winter ist. Weil die Nacht früher eintritt, findet eine längere Periode der Melatonin-Produktion statt. Der Körper registriert dieses Signal von mehr Melatonin und so wird der Thermoregulation Setpoint beeinflusst. Hierdurch werden wir kältebeständiger. Das ist natürlich eine tolle Anpassung im Winter!Melatonin – N-Actyl-5-Methosytryptamin Melatonin hat viele Funktionen im Körper, aber diese sind nicht nur hormonell. Neben der Funktion des Zeitgebers und Hauptregulierers von Schlaf, regelt es zum Beispiel auch das Timing und die Ausschüttung vieler anderer Hormone, stimuliert die Autophagie und ist ein einzigartiger und sehr starker Antioxidant. Die erste Funktion von Melatonin waren parakrin, wobei nur Zellen in der direkten Zellumgebung informiert wurden. Später, mit der Entstehung des Melatonin-Höhepunkts im Schlaf, kam Melatonin auch in den Blutkreislauf, was bekannt ist als endokrin. Von dem Moment an konnten auch andere Gewebe Melatonin nutzen. Melatonin – N-Acetyl-5-Methoxytryptamin – wird in einem stufenweisen chemischen Prozess aus der essentiellen Aminosäure Tryptophan und letztendlich aus Serotonin synthetisiert. Dieser Prozess findet vor allem, aber nicht ausschließlich, in der Epiphyse statt. Auch in der Retina, dem Gehirn, dem Magen-Darmtrakt, den Testikeln, den Eierstöcken und der Haut wird Melatonin produziert. Epiphyse Die Epiphyse fungiert als eine Verbindung zwischen dem Nervensystem und dem limbischen System (link) des Gehirns. In der westlichen Welt war bis 1958 wenig über die Epiphyse bekannt, bis Aron Bunsen Lerner behauptete, dass dort Melatonin produziert werde. In der östlichen Medizin hatte die Epiphyse dahingegen schon tausende Jahre eine gefestigte Reputation als “drittes Auge“. |
gruß,
Ali