Bakterien: Freund oder Feind?
Ihr Bauch enthält Milliarden von Bakterien, die zusammen mit Viren, Pilzen und Hefen Ihr Mikrobiom oder Ihre Darmflora bilden. Das bedeutet: der Bauch ist voller Leben. All diese Bakterien tun viel Gutes für Ihre Gesundheit. Aber manchmal geht etwas schief und man merkt es nicht immer sofort, das kann jedoch einen großen Einfluss auf Ihre Gesundheit haben. Wie wichtig ist Ihre Darmflora? Und wie kann man selbst gut für sie sorgen? Das sagen wir Ihnen in diesem Blogartikel.
Dauerhafte und vorübergehende Darmflora
Es gibt viele verschiedene Arten von Darmbakterien; Schätzungen reichen von 100 bis 1000 verschiedenen Arten. Ihre Darmflora besteht aus dauerhaft ansässigen und vorübergehend vorhandenen Bakterien. Die stetig anwesenden Mikroorganismen "leben" in Ihrem Darm und sind nützliche, notwendige Bakterien, die für zahlreiche essentielle physiologische Prozesse in Ihrem Darm verantwortlich sind. Die vorübergehende Flora dringt durch Nahrung ein und scheint im Allgemeinen keine Funktion zu haben. Sie treten zeitlich begrenzt in Ihrem Darm auf, können aber zu einem Ungleichgewicht führen das Beschwerden verursachen kann.
Die Anzahl der Darmbakterien nimmt im Verlauf der Gedärme zu, daher findet man die meisten von ihnen in Ihrem Dickdarm. Sie leben dort zu 99% ohne Sauerstoff, also anaerob. Vor der Geburt ist Ihr Darm steril. Erst von den ersten Lebenstagen an entwickelt sich die Darmflora.
Wichtige Besiedelung in Ihrem Bauch
- Die Bakterien in Ihrer Darmflora sind viel beschäftigte Mikroorganismen, die den ganzen Tag für Ihre Gesundheit im Einsatz sind.
- Sie helfen Ihnen, Nahrung zu verdauen und unverdauliche Substanzen zu spalten.
- Sie synthetisieren Vitamine.
- Sie synthetisieren Substanzen, die Sie vor Krankheitserregern wie Beta-Defensin 2 und sekretorem IgA schützen.
- Sie stärken Ihre Schleimhäute.
- Sie produzieren kurzkettige Fettsäuren, die Ihre Darmepithelzellen versorgen, Ihren Stuhlgang fördern und entzündungshemmend wirken.
- Sie sorgen für die Entgiftung von Fremdstoffen.
Ihr persönlicher Fingerabdruck: Ihr Enterotyp
Kein Mikrobiom gleicht dem anderen, obwohl wir alle eine beträchtliche Ähnlichkeit in der Zusammensetzung der verschiedenen Mikroorganismen haben. Die jeweilige Zusammensetzung und das Verhältnis von Bakterien ist bei jedem Menschen individuell. Ihr Mikrobiom ähnelt sozusagen Ihrem einzigartigen Fingerabdruck. Untersuchungen zufolge gibt es im Großen und Ganzen drei Arten zu unterscheiden, bei denen eine Bakterienart vorherrscht. Wir nennen dies die Enterotypen.
- Enterotyp 1: mit einer großen Anzahl von B-Aktroiden
- Enterotyp 2: mit starker Prevotella-Kolonisation
- Enterotyp 3: mit einer Ruminicoccus-Flora
Enterotyp 1: die Fleischesser
Wenn Enterotyp 1 vorherrscht, ist Ihre Darmflora durch eine hohe Anzahl von Bakteroiden gekennzeichnet. Eine bakterioide Flora ist gut darin, Energie aus Polysacchariden, tierischen Proteinen und gesättigten Fetten zu produzieren. Oft überwiegt dieser Typ bei Menschen, die regelmäßig Fleisch essen, und Sie finden es selten bei Vegetariern und Obst- und Gemüseliebhabern. Bacteroid-Spezies synthetisieren Vitamine wie verschiedene B-Vitamine und Vitamin C. Sie beeinflussen auch die Aufnahme von Nährstoffen im Darm. Und zusammen mit der Bifidobacterium-Gruppe produzieren sie Fettsäuren. Sie benötigen Vitamin B5 und ballaststoffreiche Lebensmittel für ihr Wachstum. Dieser Enterotyp ist bei übergewichtigen Menschen häufig.
Enterotyp 2: die Getreideesser
Wenn Ihre Darmflora durch eine starke Prevotella-Besiedlung gekennzeichnet ist, dann essen Sie wahrscheinlich viel Getreide. Die Prevotella-Bakterien nehmen zu, wenn Sie viel Getreide essen. Umgekehrt verringert sich ihre Anzahl, wenn der Konsum von Getreide reduziert wird. Prevotella-Bakterien bilden Vitamin B1 und Folsäure. Zu viele Prevotella-Bakterien können sich aber nachteilig auf die Darmwand auswirken. Der Enterotyp wird daher häufig bei Menschen mit Darmbeschwerden beobachtet.
Enterotyp 3: die Gemüseesser
Wenn Enterotyp 3 dominant ist, gibt es eine Flora mit vielen Ruminicoccus. Der Ruminicoccus gehört zu den Clostridia-Arten und verdaut viele Pflanzenstoffe. Diese Arten brauchen viel Gemüse (Ballaststoffe) und es ist daher wichtig, dass sie es auch bekommen, um die Bedürfnisse dieser Flora weiterhin zu erfüllen. Dieser Typ enthält außerdem die Bakterienart Akkermansia muciniphila, die Fettleibigkeit hemmt und daher häufig bei Menschen mit geringem Körpergewicht auftritt. Nicht alles ist über die Natur der Enterotypen bekannt. Sie scheinen jedoch durch die Anpassung Ihrer Ernährungsgewohnheiten über einen längeren Zeitraum beeinflusst zu werden. Ballaststoffreiche Nahrung und die Ergänzung mit gutartigen Bakterien kann eine positive Wirkung haben.
Verhindern Sie einseitige Bakterien-Besiedelung in Ihrem Bauch
Die Zusammensetzung Ihrer Darmflora hängt stark davon ab, was Sie essen. Wenn Sie einseitig essen, wird es auch Ihre Darmflora sein. Wie Sie gelesen haben wird, je nachdem welchen Schwerpunkt Ihre Ernährung hat, die jeweils darauf angepasste Bakterienart an Zahl zunehmen. Bakterien, die keine Nahrung erhalten, können sogar ganz aus Ihrer Darmflora verschwinden. Seien Sie daher besonders aufmerksam und vermeiden Sie Ungleichgewichte in Ihrem Darm. Sobald bestimmte Bakterien die extreme Oberhand gewinnen, können sie Beschwerden verursachen. Wo sie früher als „Freunde“ agierten, können sie sich aufgrund ihrer Anzahl in "die Bösen" verwandeln. Verschiebungen in der Zusammensetzung Ihres Mikrobioms können daher einen Zusammenhang mit zahlreichen (chronischen) Störungen haben.
Abwechslung ist das Zauberwort
Ein gesundes Mikrobiom ist ein vielfältiges Mikrobiom. Wie sorgen Sie jetzt gut dafür? Es ist ganz simpel: Je gesünder und abwechslungsreicher Sie essen, desto vielfältiger sind die Nährstoffe und Ballaststoffe, die Sie Ihren verschiedenen Darmbakterien anbieten und desto reicher wird Ihre Darmflora. Durch diese Mischung bekommen Sie auch viele verschiedene Mikronährstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe und Phytonährstoffe. Das alles unterstützt Ihre Gesundheit.
Eine hilfreiche Richtlinie dazu ist, 25 verschiedene Arten von Gemüse, Obst, Kräutern, Nüssen und Samen pro Woche zu essen. Das mag eine neue Herausforderung für Sie sein, aber Sie tun damit Ihrem Bauch enorm viel Gutes. Denken Sie aber auch daran, dass, wenn Sie bestimmte Lebensmittelgruppen nicht essen, Sie auch nicht die Nährstoffe aus diesen Lebensmitteln bekommen. Eine Ernährung, die reich an pflanzlichen Produkten ist, kann mit (begrenztem) Bio-Fleisch, Geflügel und fettem Fisch ergänzt werden.
So können Sie Ihr Mikrobiom als Brücke zwischen Nahrung und Nährstoffen sehen, und Bakterien sind auch nicht entweder nur gut oder schlecht. Zusammenfassend können wir sagen: Wenn Sie sich gut um Ihre Darmflora kümmern, dann wird sich auch Ihr Mikrobiom gut um Sie kümmern!